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Wintertourismus

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1993 standen dem Gast in Österreich rund 3500 Seilbahnen und Lifte, 400 Skischulen, 22.000 km Pisten- und Tourenabfahrten, 8300 Skilehrer sowie 1270 Skihütten und Bergrestaurants zur Verfügung.

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Die Romantik mit ihrer Hinwendung zur Natur löste ab 1761 den Alpinismus und Alpintourismus aus, der mit der Gründung der alpinen Vereine in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, beginnend mit dem "Alpine Club" in London, organisierte Formen annahm.

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Ab 1871 gab es in Tirol eine Landesbergführerordnung, und 1877 bildete sich in Kals der 1. Bergführerverein. Der Ausflugstourismus begann im Biedermeier, der Skitourismus führte 1893 zur Gründung des ersten "mährisch-schlesischen Schneeschuhlauf-Vereines" in Olmütz; 1896 erschien das 1. Skilehrbuch mit dem Titel "Alpine Lilienfelder Skifahrtechnik". Der erste Skikurs fand 1905 in Stuben am Arlberg statt, und 1908 ging am Bödele ob Dornbirn bei der Lankschanze der erste Lift für Skifahrer in Mitteleuropa in Betrieb. Der Wintertourismus in Österreich verwandelte alpine Täler in Industrieflächen. Ab den 1950er-Jahren wurden viele Lifte mit günstigen Krediten im Rahmen des Marshallplans (European Recovery Program) gebaut. Für die Infrastruktur rundum mussten die Gemeinden jedoch tief in die Taschen greifen. Und als in den 1970er-Jahren die Naturschutzbewegung aufkam, wurden Pisten endgültig zu gesellschaftlichen Reibungsflächen.

Der österreichische Winter(sport)tourismus weist eine bemerkenswert erfolgreiche Entwicklung auf. Die topographischen und klimatischen Voraussetzungen Österreichs und seine Lage im Herzen Europas, seine landschaftlich attraktiven Regionen, eine sprichwörtlich gastfreundliche

Bevölkerung, aber auch die nationale Begeisterung für den Wintersport haben ausgezeichnete Bedingungen begründet. Die über ein halbes Jahrhundert anhaltende wirtschaftliche Dynamik in diesem Bereich gibt davon Zeugnis.

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Doch dieses Bild ist nicht ungetrübt. Mahnende Stimmen verweisen auf Belange des Landschaftsschutzes, die Folgen des Klimawandels und die damit verbundene Schneearmut, ebenso wie auf die wachsende Destinationskonkurrenz, den demografischen Alterungsprozess in Europa und – damit zusammenhängend – eine laufende Abnahme des skifahrenden Nachwuchses, aber auch höhere Abbruchsquoten hin.

Allerdings täuscht der Eindruck, dass diese Vorbehalte neuesten Datums sind. Stellvertretend für besorgte Stimmen sei auf einen Artikel in „Die Zeit“ zur Suche Österreichs nach neuen Wegen im Winter-tourismus verwiesen, demzufolge eine „beispiellose Erfolgsgeschichte im Winter 1992/93 jäh zum Stillstand gekommen“ sei, es seither stetig bergab gehe und die Zahl der Wintergäste und der Übernachtungen - aus damaliger Sicht – über drei Jahre hinweg drastisch zurückgehe.

Gegen Jahresende 2006 stellt „Die Zeit“ abermals fest: „Der Wintertourismus in den Alpen hat sich noch nicht auf den Klimawandel eingestellt. Es drohen: Weniger Schnee, weniger Gäste und die große Pleite“.

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Tatsächlich verdoppelte sich in den vergangenen drei Jahrzehnten die Anzahl der Übernachtungen in der Wintersaison auf rund 60 Mio., die Auslastung der verfügbaren Betten stieg in dem selben Zeitraum von unter 20 auf zuletzt mehr als 30 Prozent. Mehr als drei Viertel der Übernachtungen sind Nächtigungen von Ausländern, die Anzahl der im Winter anreisenden Ausländer wächst kräftig weiter, allein seit dem Jahr 2000 hat die Anzahl der Ausländernächtigungen in den Monaten November bis April um über 10 Prozent auf zuletzt rund 47 Mio. zugenommen. Aber auch Inländer schätzen die Qualität des heimischen Winter(-sport)tourismusangebots wieder verstärkt.

Noch stärker als im Sommer sind im Winter die Gäste aus dem Ausland relevant: Von 71,84 Mio. Nächtigungen im Winter 2017/2018 entfielen 55,39 Mio. auf ausländische Gäste und gerade 16,45 Mio. Nächtigungen wurden von Österreichern getätigt. Fast genau die Hälfte der Nächtigungen von Ausländern entfällt übrigens auf Deutsche - auch im Winter ist die Abhängigkeit von den deutschen Touristen deutlich gegeben.

In den letzten Jahren reisen vermehr sich auch Gäste aus dem Osten an: Tschechen, Ungarn, Slowaken, Polen und vor allem Russen (wiewohl ob der Sanktionen und der wirtschaftlichen Eintrübung in Russland derzeit etwas weniger) lieben Österreichs Skigebiete und kommen immer häufiger. Viele nur als Tagesgäste aus dem benachbarten Ländern - einige aber auch via Flugzeug.

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Auch der Winterurlaub in Österreich wird immer kürzer - mittlerweile liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer unter vier Tagen - auch in Zukunft muss man sich im heimischen Tourismus auf spontane Gäste einstellen. Die aktuelle Schneelage auf den heimischen Bergen bleibt also weiterhin sehr wichtig. Die Wintersaison in Österreich läuft übrigens immer vom November bis April.

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